Ein neuer Sattel
Aaaaaalso .... Zuerst den alten Sattel (möglichst) heile entfernen
und als Backup gut weglegen. Entweder mit einem schmalen Stössel
oder einem großen Schraubenzieher mit breiter Klinge und einem leichten
Hammer seitlich den Sattel anschlagen uns so aus seinem Schlitz
im Hals heraus treiben.
Für den neuen Sattel braucht man entweder Knochen oder Graphit-Kunststoff
(ich favorisiere grundsätzlich ungekochten Knochen). Für Fender-Bässe
gibt es den bereits passend zugeschnitten, bei anderen Bässen muss
man einen passenden finden, der immer etwas größer sein sollte als
das Original. Sattel zuerst passend machen, ein auf einem Tisch
arretierbarer Holzklotz mit Schleifpapier (>= 120er Körnung)
tut dabei gute Dienste, da man parallele Kanten und gerade Flächen
erhält. Nicht den alten Sattel als Vorgabe verwenden, es ist erschreckend,
welcher Schrott doch gelegentlich die Fabriken verlässt. Immer
schleifen und am Instrument kontrollieren. Ebenso immer sehr langsam
arbeiten (dreimal abgeschnitten und immer noch zu kurz). Der Rohsattel
muss als erstes passen, vor allen Dingen auch an der Unterseite,
wo der Sattel auf dem Hals aufliegt. Viele Bässe haben ein fast
planes Griffbrett, aber die Kontaktfläche zwischen Griffbrett und
Halsbasis ist gewölbt. Der neue Sattel sollte ohne Spiel in die
Fräsung passen, und er soll ohne Drücken oder Pressen
in den Hals gehen.
Sattel mit ganz wenig Holzleim (kein Pattex oder Sekundenkleber!!!)
auf der Unterseite des Sattels einleimen, Leimreste oder ausgetretenen
Leim sofort entfernen, mindestens 6 Stunden trocknen lassen. Überstehende
Kanten sollten nicht sein, wenn doch: mit scharfem Messer abschnitzen,
aber sehr vorsichtig. Positionen der Saiten auf dem Sattel abmessen
oder vom alten Sattel übernehmen (es sei denn, man möchte andere
Saiten-Positionen). Nun kommt der kritische Teil: das Einbringen
der Saiten-Einschnitte. Es gibt spezielle Sattel-Feilen für
Gitarren, beim Bass geht es aber auch mit normalen Schüsselfeilen;
im Werkzeughandel sind Rundfeilen zu bekommen, die genau denen entsprechen,
die man z.B. bei Rockinger bekommt, nur einige Teuros billiger als
in Hannover. Jedoch mit der Schieblehre kontrollieren, dass die
Feilen nicht zu stark vom jeweiligen Saiten-Durchmesser abweichen.
Für die G-Saite (und beim Sechser die C-Saite) ist ein feines
Laubsägeblatt Typ 1 oder 3 besser, da eine Feile schon zu breit
ist. Zur Orientierung hier die beispielhafte Umrechnungen für
einen Standard-Vierseiter:
0.045" * 25.4mm |
= 1.2mm |
0.060" * 25.4mm |
= 1.5mm |
0.080 * 25.4mm |
= 2.0mm |
0.105 * 25.4mm |
= 2.6mm |
Eine weitere Alternative sind somit Sägeblätter in verschiedenen
Stärken, es sollen aber immer feine Metall-Zahnungen sein,
keine Holz-Zahnungen. Die Schlüssel- oder Werkzeugfeilen haben
den Vorteil, dass man die Form der Schlitze besser hinbekommt. Die
Einschnitte sollten nämlich die Form einen steilen 'U's haben,
mit abgerundeter Basis, in der die Saite liegt ohne zu klemmen oder
hin und her zu wackeln.
Nun die Saiten-Schlitze einfeilen, am besten zuerst mit einem Laubsägeblatt
vorsägen, aber nicht zu tief. Ganz langsam feilen, viel kontrollieren!
Die Einschnitte dürfen nicht parallel zum Griffbrett verlaufen,
sondern sollen
zur Kopfplatte hin etwas abfallen, damit am Sattel-Ende die Saite
defininiert auf dem Sattel aufliegt. Nun langsam einfeilen, zuerst
ruhig etwas forscher, später Bruchteile eines Millimeters. Regel:
Die Saite hinter dem dritten Bund greifen; es muss zwischen
Saite und erstem Bund ein noch gerade spürbarer Abstand verbleiben.
Spürbar ist, wenn man die Saite mit der freien Hand auf den ersten
Bund 'auftappt' und noch ein ganz kleiner Abstand spürbar ist,
in Metern ca. 0.05-0.1mm. Links ist zu sehen, wie ein Sattel bei
einem Fender Mexico Jazz aussieht. Die Hals-Basis ist tatsächlich
etwas gekümmt, die blaue Linie in der Seitenansicht zeigt,
wie der Sattelschlitz zur Kopfplatte etwas abfällt und dadurch
am Griffbrett eine definierte Auflagekante entsteht.
Klingt sehr kompliziert, ist es nicht, wenn man handwerkliches
Geschick hat. Wenn der alte Sattel nicht gebrochen oder beschädigt
ist, kann man ja wieder den einleimen. Bei zwei linken Händen
sollte man es vielleicht dann doch einem Profi überlassen.
Soviel Aufwand für so ein kleines Teil.
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