Schon wieder???????????
Modes again
Also .... weil das doch noch öfter nach gefragt wurde, so noch
einmal als Wiederholung. Und die Frage war: wie verbinde ich denn nun
eine Kadenz und welche Modes spiele ich wo?
Gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Wenn ich auf jeder Note
einer Tonleiter einen Akkord aufbaue, z.B. durch Terz-Stapelung,
und dabei nur die Noten eben dieser Tonleiter verwenden darf,
dann bekomme ich für die Leiter folgende Akkorde:
I
|
II
|
III
|
IV
|
V
|
VI
|
VII
|
Dur
|
Moll
|
Moll
|
Dur
|
Dur
|
Moll
|
Verm.
|
Beziehungsweise als Sept-Akkorde:
I
|
II
|
III
|
IV
|
V
|
VI
|
VII
|
maj7
|
m7
|
m7
|
maj7
|
dom7
|
m7
|
m7b5
|
Eine Abfolge dieser Akkorde
mit der zu Grunde liegenden Tonleiter, der Tonika, die Stufe I, ist
eine Kadenz. Nehme ich C-Dur, wären die möglichen, verfügbaren
Akkorde:
I
|
II
|
III
|
IV
|
V
|
VI
|
VII
|
C
|
D
|
E
|
F
|
G
|
A
|
B
|
maj7
|
m7
|
m7
|
maj7
|
dom7
|
m7
|
m7b5
|
So ist die Akkordfolge Dm7 - Gdom7 - C eine ii-V-I-Kadenz, die Jazzer-Kadenz.
Mit dieser Kadenz als Grundlage könnte man nun ein Stück schreiben.
Ach ja, eine Kadenz ist nur dann eine, wenn die verwendeten Akkorde
diatonisch = leitereigen sind. Nun möchte ich über
diese Kadenz in vier Takte gepackt, als Verse markiert (denke Dir einen
Keyboarder diese Akkorde vor sich hinklimpernd) ein Solo spielen (die
drei größten Lügen der Gitarristen: 2. Ich will hier
kein Solo spielen ...). Also der Tastenmann spielt auf seiner B3 diese
Akkorde, und alle Akkorde enthalten ja nur Noten aus C-Dur, dann musst
Du, um eben immer in der grundlegenden Tonika C-Dur zu bleiben, zu jeweils
dem gerade aktuellen Akkord den passenden Mode von C-Dur spielen. In
Tabellenform:
ii
|
V
|
I
|
I
|
Dm7
|
Gdom7
|
C
|
C
|
D dorisch
|
G mixolydisch
|
C ionisch
|
C ionisch
|
Die Knäcke an der Sache ist ja die: die Grundtonart ist C, und
das Ohr orientiert sich darauf. Um jetzt wahrscheinlich nur für
Friedlieb verständlich zu sagen: das Ohr hört, was nicht da
ist, das Auge kann das nicht. Tatsächlich rastet das Ohr sozusagen
auf die Tonart ein, und auch, wenn der erste Akkord gar nicht C ist,
das Ohr orientiert sich. Die Akkorde der Kadenz enthalten ja auch nur
Noten aus C-Dur. C-Dur herrscht vor, auch wenn in einem Takt ein anderer
Akkord als C gespielt wird, das C ist die Tonika, die Tragende
der Harmonik, das ist Esoterik und Fakt zugleich. Würde man nun
über die Akkorde der Kadenz nicht die jeweiligen Modes der C-Dur-Leiter
spielen, sondern z.B. D-Moll, G-Dur und dann C-Dur, kämen Noten
in Dein Solo, die nicht zu C-Dur gehören, und es würde fürchterlich
schief klingen. Kannst Du im Modes-Artikel
auch hören. Der Ablauf wäre demnach, dass ich bei Akkord-Wechsel
der Background-Rhythmus-Gruppe innerhalb des Verses in dieser Kadenz
ii-V-I auch in meinem Solo die Tonart wechseln muss, aber eben in den
passenden Mode.
Die Bezeichnung Kirchentonart ist übrigens in diesem
Zusammenhang etwas verwirrend. Die historischen Kirchentonarten
sind zwar sehr ähnlich, aber eher Erfahrungs-orientiert
entstanden. Die Modes basieren rein auf Musiktheorie. Daher
sollte man den Begriff Kirchentonart in diesem Zusammenhang
vermeiden, Jazzer gehen eh nicht in die Kirche, ausser in
den USA.
So, nun mal dat Jaze mit einer anderen Tonart, nämlich
der Gitarristen-Tonart E. Zuerst machen wir uns E-Dur, entweder
durch Anwendung der Bildungsregel oder durch Ausprobieren:
I
|
ii
|
iii
|
IV
|
V
|
vi
|
vii
|
I
|
E
|
F#
|
G#
|
A
|
B
|
C#
|
D#
|
E
|
Wären also vier Kreuze als Schlüssel, nun bilden
wir die Stufen-Akkorde dazu:
I
|
II
|
III
|
IV
|
V
|
VI
|
VII
|
E
|
F#
|
G#
|
A
|
B
|
C#
|
D#
|
maj7
|
m7
|
m7
|
maj7
|
dom7
|
m7
|
m7b5
|
ii-V-I in E-Dur wäre demnach F#m7
- Bdom7 - E. Nun das gleiche Schema wieder übertragen:
ii
|
V
|
I
|
I
|
F#m7
|
Bdom7
|
E
|
E
|
F# dorisch
|
B mixolydisch
|
E ionisch
|
E ionisch
|
Oder für die Feld/Wald/Wiesen-Kadenz der Ötztaler
Buarn, I - IV - V
I
|
IV
|
V
|
I
|
Emaj7
|
Amaj7
|
Bdom7
|
E
|
E ionisch
|
A lydisch
|
B mixolydisch
|
E ionisch
|
Wer spielt schon in Dur?
Genau, müsste man die Sache noch für Moll betrachten.
E-Moll sei angesagt ... E-Moll ist die Parallel-Tonart von
... öh ... Quintenzirkel
bitte:
Aha, da sehen wir es: wenn E aölischer Mode ist, ist
die ionische Tonika G-Dur. Heisst: die beiden haben die gleichen
Noten, und auch die gleichen Modes, nur in unterschiedlicher
Reihenfolge. Sieht im Moment vielleicht etwas kompliziert
aus, ist es gar nicht.
Noten, Stufen-Akkorde und Modes. Hm, nun müssten wir
das wieder zu Fuß machen und die Terzen stapeln, die
Stufen-Akkorde bilden, das sieht alles sehr sehr kompliziert
aus. Ist es aber eben nicht, wir brauchen wegen der Parallel-Tonarten
nur unsere Tabellen für G-Dur verlängern. Ein Kreuz,
das ist das F# in G-Dur, und in E-Moll.
Äolisch ist auf der sechsten Stufe der C-Dur-Leiter
als Mode zu finden.
Stufen-Dur:
|
I
|
ii
|
iii
|
IV
|
V
|
vi
|
vii
|
I
|
ii
|
iii
|
IV
|
V
|
vi
|
vii
|
I
|
Stufen-Moll: |
|
|
|
|
|
i
|
ii
|
III
|
iv
|
v
|
VI
|
VII
|
i
|
|
|
G-Dur:
|
G
|
A
|
B
|
C
|
D
|
E
|
F#
|
G
|
|
|
|
|
|
|
|
E-Moll:
|
|
|
|
|
|
E
|
F#
|
G
|
A
|
B
|
C
|
D
|
E
|
|
|
Akkorde:
|
M7
|
m7
|
m7
|
M7
|
dom7
|
m7
|
m7b5
|
M
|
m7
|
m7
|
M7
|
dom7
|
m7
|
m7b5
|
M7
|
Modes:
|
Ion.
|
Dor.
|
Phry.
|
Lyd.
|
Mixolyd.
|
Äol.
|
Lokr.
|
Ion.
|
Dor.
|
Phry.
|
Lyd.
|
Mixolyd.
|
Äol.
|
Lokr.
|
Ion.
|
Was wäre nun 2-5-1 für E-Moll? Kann man in der
Tabelle ablesen. Stufe V in Moll ist übrigens deshalb
Dur, weil ein dom7-Akkord ja ein Dur-Akkord ist, wegen der
großen Terz, nur die Septime ist eine kleine.
Soweit die klare, reine Theorie.
Klar? (Dont hesitate to call me ...)
Rainer
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